Alanus ab Insulis: Anticlaudianus

Aus Mittel- und Neulatein macht Schule!

Autor

Alanus ab Insulis (ca. 1125/30–1203) war ein berühmter französischer Gelehrter und Geistlicher des 12. Jahrhunderts. Er lehrte die Artes liberales und Theologie in Paris und Montpellier. Zu seinen literarischen Werken zählen das Prosimetrum De Planctu Naturae (›Wehklage der Natur‹) und das hexametrische Gedicht Anticlaudianus de Antirufino, aus dem die Auszüge in diesem Reader stammen.

Werk

Der Anticlaudianus ist ein allegorisches Gedicht, das von der Erschaffung eines göttlichen Menschen durch das Zusammenwirken aller Tugenden handelt. Im Laufe der Handlung treten auch die Künste auf, darunter die Rhetorik, deren Lehrinhalte und Ziele vorgestellt werden. Zudem werden große Redner und Redelehrer genannt, unter denen Cicero den ersten Platz einnimmt, der sich sowohl praktisch als auch in theoretischen Werken mit der Redekunst befasst hatte, u.a. in De Inventione, De oratore, Brutus und Orator.

Besonderheiten

Der Anticlaudianus ist im daktylischen Hexameter abgefasst, dem Versmaß des Epos und des Lehrgedichts. Im folgenden Abschnitt werden die Inhalte der Rhetorikausbildung komprimiert dargestellt, wobei sich der Dichter schmuckloser, wiederkehrender Formulierungen bedient. Die Syntax ist simpel. Auffällig ist der unsystematisch erscheinende Gebrauch der Modi: In gleichartigen Konstruktionen wird mal der Indikativ, mal der Konjunktiv verwendet.

Weiterführende Literatur

Wright, Thomas (Hrsg.): The Anglo-Latin Satirical Poets and Epigrammatists of the Twelfth Century. Vol. II. London u.a. 1872.

Hödl, Ludwig / Silagi, Gabriel: Alanus ab Insulis (von Lille). In: LexMA I (1980), Sp. 268–270.

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