Giovanni Pontano: De hortis Hesperidum

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Autor

Giovanni Gioviano Pontano gehört zu den produktivsten und wirkungsmächtigsten neulateinischen Autoren. Er wurde am 7. Mai (wahrscheinlich) 1428 im umbrischen Cerreto geboren. Mit 18 Jahren tritt er in den Dienst von Alfonso von Aragon und siedelt nach Neapel über. Dort fand er auch ein neues intellektuelles Zuhause im Kreise von Antonio Beccadelli (Panormita) und kam mit den Größen der Zeit in Kontakt. Nach Beccadellis Tod im Jahre 1471 übernahm Pontano auch die Leitung der Neapolitaner Akademie, die dann unter seinem Namen als Academia Pontaniana berühmt wurde und Neapel eine Blütezeit bescherte. Zu seinen Schülern gehörte u.a. Jacopo Sannazaro. Pontanos literarisches Schaffen ist äußerst vielseitig: Es finden sich darunter ein Geschichtswerk über den Aufstand der Barone (De bello Neapolitano), mehrere moralphilosophische Abhandlungen, astrologische Traktate, Dialoge – darunter der Actius, in dem Pontano eine der ersten Renaissance-Poetiken entwirft –, auf dem Feld der Poesie Liebesdichtung (die frühen Elegien des Parthenopeus, dann De amore coniugali – darin in Buch 2 auch die Berühmten Neniae, Wiegenlieder für seinen Sohn – und als Spätwerk auf seine neue Freundin Stella die Elegien des Eridanus), Elfsilber (Baiae), Eklogen, eine Sammlung von Epitaphien, Jambisches und Lyrisches, des Weiteren auf dem Gebiet der Lehrdichtung die fünf Bücher des astronomisch-astrologischen Gedichts Urania, das er als sein Meisterwerk ansah, ein Buch über Himmelsphänomene (Meteora) und in den letzten Lebensjahren zwei Bücher über den Anbau von Zitrusbäumen (De hortis Hesperidum). Bereits 1486 wurde Pontano zum Poeta laureatus gekrönt. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Neapel 1495 verlor er sein Amt und widmete sich ganz seinen literarischen Studien. Am 17. September 1503 verstarb er in Neapel, wo er auch in der heute noch zu besichtigen Cappella dei Pontano in der Via Tribunali beigesetzt wurde. Sein noch von ihm selbst kurz vor seinem Tod beauftragter Druck seines poetischen Œuvres wurde erst 1505 bei Aldo Manuzio in Venedig realisiert; diesem folgten allerdings viele Nachdrucke, die von der Bedeutung Pontanos und seiner Verbreitung zeugen.

Werk

Das Lehrgedicht De hortis Hesperidum entstand erst in Pontanos letzten Lebensjahren, ca. um das Jahr 1500, und ist dem Herzog Francesco Gonzaga von Mantua gewidmet. Zunächst hatte Pontano wohl nur ein Buch über die Orange (citrius) im Sinn, später dann aber ein zweites Buch ergänzt, das auch die anderen Zitrusfrüchte, nämlich die Zitronatszitrone (citrus) und die Zitrone (limonia), behandeln. Im ersten Buch folgt auf einen langen Musenanruf und eine kurze Beschreibung der Herkunft und des Aussehens des Orangenbaums schließlich die hier im Material gebotene Textstelle, das für das Gedicht zentrale Aition: Venus sitzt klagend beim toten Adonis und verwandelt ihn in einen Orangenbaum. Auf dieses folgen eher technische Ausführungen, z.B. welche Orte für den Anbau geeignet sind, allerdings werden diese auch immer wieder durchbrochen durch mythische Episoden. Hier zeigt sich Pontanos Poetik bzw. sein Anliegen, mit seiner Dichtung admiratio, also Bewunderung, zu erzeugen, was nicht zuletzt durch den Mythos geschehen kann. Nachdrucke und botanisch-wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Pontanos Gedicht lassen sich bis ins 17. Jhd. nachweisen.

Weiterführende Literatur

Kidwell, Carol: Pontano, Poet and Prime Minister. Duckworth, London 1991

Monti Sabia, Liliana: Un profilo moderno e due vitae antiche die Giovanni Pontano. (= Quaderni dell’Accademia Pontaniana 25), Neapel 1998.

Monti Sabia, Liliana und Salvatore Monti: Studi su Giovanni Pontano. A cura di Giuseppe Germano. Biblioteca umanistica 14 und 15, Neapel 2010.

Tilly, Georges: »Il primo agrumeto rinascimentale«. In: Giuseppe Germano und Antonietta Iacono (Hrsg.): Per la valorizzazione del patrimonio culturale della Campania: La contribuzione degli studi medio e neo-latini, Neapel 2016, S. 95–106.

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