Johann Zenlin - Tennenbacher Güterbuch: Beispiel "Heggelingen"

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Autor

Der Großteill des Tennenbacher Güterbuchs schrieb vor allem Johann Zenlin. Es sind aber auch andere Handschriften darin erkennbar, wobei eine auf den Co-Autor Frater Johann Meiger zurückzuführen ist und die Dritte namenlos bleibt. Dennoch kann man als Hauptautor Johann Zenlin nennen. Dieser ist vor 1300 als Sohn des Freiburger Gerbermeisters Heinrich Zenlin geboren. Auch eine vornehme Herkunft von Johann Zenlin kann man vermuten. Von 1299 bis 1312 ist sein Onkel Prior in Tennenbach, wodurch der Zusammenhang der Familie mit dem Kloster verdeutlicht wird. So tritt auch Zenlin dem Kloster Tennenbach bei. Ab 1311 gibt es zum ersten Mal einen Hinweis auf Johann Zenlin als Mönch. Zu dieser Zeit könnte Zenlin schon als Cellerar im Kloster Tennenbach gearbeitet haben, wovon man im Jahr 1318 eindeutig weiß, dass er dieses Amt innehatte. Ab 1328 ist er kein Cellerar mehr und wird 1329 Brudermeister. Später (1336) wird er als Abt des Klosters Tennenbach erwähnt. Dieses Amt übt er schließlich bis zu seinem Tod am 24. Mai 1353 aus. Zenlin war in jungen Jahren vermutlich im Rahmen seiner Ausbildung mit theologischen Themen in Kontakt gekommen, womit die verschiedenen theologischen Stellen im Güterbuch zu begründen sind. Eindeutig ist aber, dass er vor allem Jurist war. In den Jahren 1323 und 1337 ist er als Anwalt in Prozessen zu finden und seine juristischen Kenntnisse werden an verschiedenen Stellen im Güterbuch in Form von Zitaten oder juristischen Ausdrücken deutlich. Auch sein wirtschaftliches Wirken ist nicht abzusprechen. Als Cellerar legte er vermutlich das Güterbuch an und musste in dieser Zeit aufgrund eines Laienbrüder Mangels das bisherige Wirtschaftssystem des Klosters umstrukturieren, was ihm offenbar mithilfe seiner wirtschaftlichen Weitsicht gelang. Ebenso kann man ihm verschiedene Charaktereigenschaften wie Milde und soziales Denken zusprechen, da er zu seiner Zeit nur Zinsreduktionen durchführte und verschuldete Pächter nicht entließ. Gleichzeitig kann man anhand der Anlegung und Gestaltung des Güterbuchs auch als einen praktischen, aber mit einem Sinn für Kunst ausgestatteten, Menschen beschreiben. Zudem blieb er seiner Familie treu, indem er seine Mutter im Kloster Tennenbach bestattete. Für seinen Familiensinn spricht auch, dass er nach dem Tod die geerbte Leibrente für seine Mitbrüder und die Reparatur des Klosters selbst bestimmte. Auf Zenlin ist nicht nur das Tennenbacher Güterbuch zurückzuführen. Er hatte auch als Abt dem ihm unterstehenden Frauenkloster Günterstal ein Güterbuch in Auftrag gegeben, welches ihm gewidmet ist. Jedoch bleibt sein Hauptwerk das bis heute sehr bedeutende Tennenbacher Güterbuch.

Werk

Der Hauptteil des Tennenbacher Güterbuchs entstand zwischen 1317 und 1341. Dabei wurde das der Gattung „Urbar“ angehörige Werk mit solch großer Sorgfalt, materiellem und künstlerischem Aufwand angelegt, dass es einzigartig für ein Werk seiner Gattung ist. Es kann sogar als „Neuschöpfung“ gesehen werden, da es hauptsächlich nur von einem Autor geschrieben wurde und nicht wie andere Urbare als Abschrift oder Teilaufnahmen, an denen mehrere beteiligt waren, entstanden ist. Es beschreibt auf sehr künstlerische Art- und Weise die Besitztümer und die Pachtverhältnisse des Klosters Tennenbach in über 233 Orten von den Altsiedelgebieten des Breisgaus und vielen anderen angrenzenden Gebieten bis zu den Besitztümern auf der Baar. Zenlin gibt schon auf den ersten Seiten des Werkes Auskunft über den programmatischen Aufbau des Güterbuchs. Auf 352 Blättern werden die 233 Orte alphabetisch angeordnet angeführt. Zenlin verwendet dabei eine gotische Minuskeln Schrift und gestaltet mit viel Liebe zum Detail die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Ortschaften. Der den Ortschaften zugehörige Text wurde dabei in zwei benachbarten Kolumnen angeordnet. Inhaltlich beschreibt Zenlin, wie für ein Urbar typisch, Besitz und die Einkünfte, ebenso nennt er aber auch bei jedem Ort die Herkunft und den Rechtstitel für die Besitztümer. Mitten in diesen nüchternen Auflistungen finden sich erstaunlicherweise immer wieder größere und kleinere geschichtliche, rechtliche, theologische und philosophische Notizen. Neben der bedeutenden Funktion als „Hand- und Hausbuch“ der Klosterwirtschaft Tennenbachs nahm Zenlin das Güterbuch zum Anlass, um bestimmte Urkunden wie zum Beispiel das Freiburger Stadtrecht abzuschreiben. Das Tennenbacher Güterbuch ist folglich Urbar und Kopialbuch zugleich. Dadurch ist es nicht nur wegen seiner besonderen Fülle an alten Flur- und Personennamen von unfassbarem Wert für Wissenschaften wie zum Beispiel die Agrarwissenschaft oder Namensforschung, sondern es ist eine sehr bedeutende sprachgeschichtliche Quelle, da es für viele Urkunden das Original ersetzt. Nicht umsonst steht das Tennenbacher Güterbuch auf dem ersten Rang im badischen Generallandesarchiv und ist Teil der „Monumenta Germaniae Historica“. Denn es ist bis heute eines der bedeutsamsten Werke am Oberrhein und damit auch sehr bedeutend für die badische Geschichte.

Hintergründe zum Text

„Heggelingen“ heute Hecklingen ist einer der 233 Orte, die im Tennenbacher Güterbuch aufgeführt werden. Für die Ortschaft Hecklingen ist das Tennenbacher Güterbuch somit eine wichtige Quelle, um etwas über die Ortsgeschichte zu erfahren. So sind darin Namen und Ortsbezeichnungen zu finden, die bis heute Bestand haben. Auch für die Geschichte der Hecklinger Burgruine Licht eneck ist das Tennenbacher Güterbuch von großem Wert, da es entscheidende Hinweise zur zeitlichen Einordnung liefert.

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