Marguerite Porete: Speculum simplicium animarum: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 14:49 Uhr
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Autorin
Marguerite Porete war eine Mystikerin und Autorin des 13. Jahrhunderts aus Frankreich. Zu ihrem Leben ist wenig bekannt. Sie wurde um 1250 in Valenciennes im Hennegau geboren und war Mitglied einer spirituellen Gemeinde, einer Beginengemeinschaft, die sich dem Ideal der "einfachen Seele" verschrieben hatte. Diese Gemeinschaft glaubte daran, dass die Seele in der Lage ist, direkt Gottes Gnade zu erfahren, ohne die Hilfe von Priestern oder spirituellen Institutionen zu benötigen.
In ihrer Zeit spielte die katholische Kirche eine dominante Rolle in der Gesellschaft und die spirituelle Praxis war eng an diese Institution gebunden. Porete vertrat jedoch eine Vorstellung von Spiritualität, die sich von der offiziellen Lehre der Kirche unterschied und daher als ketzerisch angesehen wurde. Sie betonte die Bedeutung von Liebe und innerer Erfahrung und lehnte Hierarchien und Regeln ab, die die Seele davon abhalten, direkt mit Gott in Kontakt zu treten.
Ihre Vorstellung von Spiritualität findet sich in ihrem Werk Der Spiegel der einfachen Seelen wieder, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand. Das Buch erlangte schnell Bekanntheit, doch machte auch die Kirche auf Porete aufmerksam. Durch den päpstlichen Generalinquisitor Wilhelm wurde ein Gremium einberufen, das Passagen des Werkes auf Häresie überprüfen sollte. Tatsächlich wurde Porete daraufhin im Jahr 1308 verhaftet, nachdem sie vor allem des Widerstandes gegen die Autorität der Kirche beschuldigt worden war. Doch auch die Tatsache, dass Marguerite Porete als Frau theologische Ansichten öffentlich verbreitete und Glauben außerhalb der vorgesehenen Institutionen praktizierte, dürfte aufgrund der vorherrschenden Einschränkungen und strengen Bedingungen weiblicher Betätigung im Glauben eine Rolle gespielt haben.
Sie weigerte sich, auch nach Verbrennung ihres Werkes durch die Kirche, ihre Ansichten zu widerrufen, wurde schließlich zum Tode verurteilt und in Paris am 1. Juni 1310 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Trotz ihres tragischen Schicksals hat Poretes Werk über die Jahrhunderte hinweg viele Anhänger gefunden, wurde trotz der gezielten Verbrennung vieler Exemplare oft übersetzt und abgeschrieben. Es gilt noch heute als ein wichtiges Werk der Mystik und Spiritualität und dient als Beispiel dafür, wie die Ideen einer Person, zumal eine Frau, die zu ihrer Zeit von Institutionen als ketzerisch angesehen werden, zu Lebzeiten und darüber hinaus akzeptiert und geschätzt werden können.
Heute wird Marguerite Porete als wichtige Vertreterin der christlichen Mystik und als mutige Vorreiterin der Frauenrechte und der individuellen Spiritualität gewürdigt.
Werk und Hintergründe zum Text
Ihr Hauptwerk, den Spiegel der einfachen Seelen, schrieb Marguerite Porete zunächst auf altfranzösisch (Le Mirouer des simples âmes). Durch die schnell steigende Bekanntheit und im Zuge des Inquisitionsprozesses wurde ihr Werk unter anderem ins Lateinische übersetzt, wo es dann mit Speculum simplicium animarum betitelt wurde.
Es beschreibt die spirituelle Entwicklung einer Seele, die Tugenden, Pflichten, ihre eigenen Wünsche und Begierden aufgibt, um sich vollständig Gott zu unterwerfen. Die Mystik des Christentums, Lehren der Kirchenväter, aber auch antike Philosophie spielen eine Rolle in ihrem Werk. Porete vermittelt konkret die Idee, dass die Seele in der Lage ist, direkt mit Gott zu kommunizieren und seine Gnade zu empfangen, ohne durch die Kirche oder ihre Priester vermittelt zu werden. Die Seele durchlebt in ihrem Werk eine spirituelle Reise zur Vollkommenheit. Diese Reise wird (der philosophischen Tradition bei Platon, Cicero, Seneca, Boethius etc. folgend) in Dialogform erzählt, wobei Porete unter anderem Allegorien der Seele selbst, der Vernunft und der personifizierten Liebe miteinander sprechen lässt. Zunächst werden die Allegorien eingeführt, deren Eigenschaften beschrieben und ihnen verschiedenen Rollen zugewiesen. So treibt die Vernunft, die den menschlichen Geist und dessen mangelndes Verständnis repräsentiert, durch Fragen den Dialog voran, wogegen die Seele und die Liebe oft antworten, aber auch den Zustand der immer voranschreitenden Seelenentwicklung beschreiben. Diese Entwicklung ist weiterhin in sieben Stufen unterteilt, wobei jede Stufe durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet ist, die die Seele auf ihrem Weg zur Vollkommenheit entwickeln muss. So wird die Seele mit jeder Stufe freier von menschlichen Abhängigkeiten, Porete betont hierbei die Bedeutung der Liebe und der Hingabe an Gott als Schlüssel zur spirituellen Vollendung.
Weiterführende Literatur
Leicht, I. (1999). Marguerite Porete – eine fromme Intellektuelle und die Inquisition. Freiburg.
Stölting, U. (2005). Christliche Frauenmystik im Mittelalter. Mainz.
Textausgaben und Übersetzungen
Porete, M., Guarnieri, R., Hrsg. Verdeyen, P. (1986). Marguerite Porete: Le mirouer des simples ames. Margaretae Porete speculum simplicium animarum. Turnhout. (textkritische Edition des französischen Textes und der mittelalterlichen lateinischen Übersetzung)
Porete, M., Hrsg. Kern, B. (2011). Der Spiegel der einfachen Seelen. Mystik der Freiheit. Marixverlag. (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)