Anna Maria van Schurman: Dissertatio de ingenii muliebris ad doctrinam et meliores litteras aptitudine: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 12:27 Uhr
Autorin
Die Niederländerin Anna Maria van Schurman (1607–1678) gilt als eine der ersten Studentinnen Europas und war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. Sie stammte aus einer adligen, wohlhabenden Familie, was ihr erlaubte, sich ganz ihrer Bildung zu widmen. Van Schurman beherrschte mehr als ein Dutzend Sprachen, darunter Französisch, Latein, Altgriechisch, Hebräisch, Aramäisch und Altäthiopisch, und verfügte über beachtliche literarische, poetische und theologische Kenntnisse. Sie korrespondierte mit zahlreichen gebildeten Männern und Frauen in ganz Europa und war weithin bekannt. Zudem war sie künstlerisch tätig. In späteren Jahren schloss sie sich der Sekte der Labadisten an, stieg gar zu deren Anführerin auf, und widerrief einen Teil ihrer früheren Schriften, was für Irritationen sorgte.
Werk
Die Textauszüge in dieser Datei stammen aus einer kurzen Abhandlung, die zuerst 1641 erschien. In dieser setzt sich Van Schurman mit der Frage auseinander, ob Frauen für höhere Bildung (studium litterarum) geeignet seien bzw. ob derartige Bildung für christliche Frauen angemessen sei. Sie bejaht dies, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Um ihre These zu stützen, führt sie vierzehn Argumente unterschiedlichster Art an, aus denen im Folgenden eine Auswahl wiedergegeben wird. Außerdem setzt sie sich mit möglichen Gegenargumenten auseinander und zeigt auf, welche praktischen Folgen sich aus der von ihr vertretenen Position ergeben.
Besonderheiten
Van Schurman bemüht sich in ihrer Abhandlung um Systematik und Präzision, etwa indem sie verwendete Begriffe genau definiert. Die Sprache ist dementsprechend klar und weitgehend frei von rhetorischem Schmuck. Grundlage der Argumentation ist die klassische, auf Aristoteles basierende Logik: Jedes vorgebrachte Argument hat die Form eines Syllogismus, d.h. es werden jeweils die angenommenen Prämissen (Voraussetzungen) und die aus diesen folgende Konklusion (Schlussfolgerung) genannt und erläutert. Zur Begründung ihrer Thesen beruft sich die Autorin oft auf allgemein anerkannte Tatsachen oder auf Autoritäten, z.B. Aristoteles, Ovid, Erasmus. Eine mögliche Schwierigkeit des Textes ist die Neigung zu knappen Formulierungen: Was als selbstverständlich erscheint, wird weggelassen.
Weiterführende Literatur
Meyer, Diemut: Schurman, Anna Maria van. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 9, Herzberg 1995, Sp. 1139–1141.
Spang, Michael: Anna Maria van Schurman. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon Bd. 10, 2. Aufl. Berlin 2011, S. 646 f.
Spang, Michael: Wenn sie ein Mann wäre. Leben und Werk der Anna Maria van Schurmann, Darmstadt 2009.
Van Beek, Pieta: »Alpha Virginum«: Anna Maria van Schurman (1607–1678). In: Laurie Churchill u.a. (Hrsg.): Women Writing Latin Vol. 3, New York 2003, S. 271–293.
Van Beek, Pieta: The first female student: Anna Maria van Schurman (1636), Utrecht 2010.