Hildegard von Bingen: Scivias: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 12:34 Uhr

Autorin

Hildegard von Bingen (1089–1179) war eine gelehrte Benediktinerin, die u.a. für ihre prophetische Begabung berühmt geworden ist. Sie stammte aus einer adligen Familie und wurde schon im Kindesalter als Oblatin dem geistlichen Leben gewidmet. In späteren Jahren unternahm sie zahlreiche Reisen, u.a. um zu predigen, stieg zur Äbtissin auf und gründete und leitete mehrere Klöster. Ihr umfangreiches Werk umfasst neben Visionsberichten auch zahlreiche Briefe, einige davon an bedeutende Persönlichkeiten ihrer Zeit, z.B. Papst Eugen III., natur- und heilkundliche Schriften, Heiligenviten, Hymnen sowie den Ordo virtutum, ein geistliches Singspiel. Von der katholischen Kirche wird Hildegard als Heilige und als Kirchenlehrerin verehrt; Johannes Paul II. bezeichnete sie als Lux sui populi suaeque aetatis. Für eine mittelalterliche Schriftstellerin ist sie noch heute außergewöhnlich bekannt, u.a. im Bereich der Naturheilkunde und Ernährung – sogar Hildegard-Suppe und Hildegard-Dinkelkekse gibt es zu kaufen.

Werk

Das unter dem Titel Scivias (= sci vias, dt. »Kenne die Wege«) bekannte philosophisch-theologische Werk, das laut Hildegards Aussage ab 1141 über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden ist, stellt das erste von drei Visionsbüchern der Autorin dar. Es enthält insgesamt 26 Visionen. Die wichtigste Handschrift (entstanden ca. 1175, mit zahlreichen kunstvollen Illuminationen, die die Visionen illustrieren) ging im Zweiten Weltkrieg unter ungeklärten Umständen verloren. Allerdings existieren Fotografien sowie eine in den 1930er Jahren von Hand angefertigte Kopie. In dieser Datei werden das Vorwort (Protestificatio: dt. »Erklärung«), das das Zustandekommen und die Absicht des Werks erklärt und rechtfertigt, und ein Teil der ersten Vision des ersten Buches wiedergegeben.

Besonderheiten

Über den Ausdruck Hildegards urteilt Dorothea Walz wie folgt: »Hildegards Sprache ist kraftvoll und bildreich, doch schlicht. Eine literarische Bildung hat sie nie erfahren.« (Dorothea Walz (Hrsg.): Lateinische Prosa des Mittelalters. Lateinisch / Deutsch, Stuttgart 1995, S. 307.) Es ist bekannt, dass Hildegard sich aufgrund ihrer womöglich unzureichenden literarischen Ausbildung beim Abfassen ihrer lateinischen Schriften Unterstützung gesucht hat, doch ist nicht ganz klar, wie stark die Eingriffe waren. Bei aller Schlichtheit finden sich zahlreiche einfache Stilmittel wie Anaphern, Parallelismen und Antithesen.

Weiterführende Literatur

Bautz, Friedrich Wilhelm: Hildegard von Bingen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 2, Hamm 1990, Sp. 846–851.

Meier, Christel: Hildegard von Bingen. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 3, 1981, Sp. 1257–1280.

Miniaturen des Scivias: Hier entlang!

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